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Familie
Franz Stumpe (1904-1986) kam aus Luxdorf (Kreis Gablonz) im
Sudetenland. In Böhmens nördlichem
Teil war in und um Gablonz die bedeutende und weltbekannte
Schmuckwarenherstellung beheimatet.
Nach erfolgreichem Abschluss einer kaufmännischen Lehre folgten für
Franz Stumpe berufliche Stationen als Mustermacher und Expedient von
1922-25 bei dem Exportunternehmen Leopold Kohn (Gablonz a/N) und in den
Jahren 1925-26 als Leiter der Kristallerieabteilung der Fa. Thiel und
Rhode in Gablonz a/N. Das Gütlerhandwerk erlernte Franz Stumpe im
elterlichen Betrieb von Adalbert Stumpe, wo er Anfang 1930 seinen
Gesellenbrief erhielt. Von 1934 an baute Franz Stumpe einen eigenen
Gürtlereibetrieb in Luxdorf 71 auf.
Der Kriegsdienst von 1940-45 trennte Franz Stumpe die meiste Zeit von
seiner Frau Luise (1906-1980, geb. Gärtner, Tochter des
Strumpffabrikanten Engelbert Gärtner) und den vier Töchtern, die er
nach der Enteignung und
Vertreibung seiner Familie erst nach Ende seiner Kriegsgefangenschaft
1946 im nordhessischen Lauterbach wiederfand. Die Familie Stumpe
schloss sich einer ebenfalls zunächst in Lauterbach gestrandeten Gruppe
von Glasfachleuten um Josef Mitlehner
aus dem oberen Kamnitztal an, die den Wiederaufbau der Glasindustrie in
Oberursel (Taunus) vorantrieb.
In Oberursel fanden Franz Stumpe und seine beiden Compagnons Heribert
A. Anders (Werkzeugmacher) und Othmar Preissner (Stahlgraveur)
zueinander, mit dem Ziel auch die
heimatliche traditionelle Schmuckwarenerzeugung zu etablieren. Die drei
Familien wohnten zunächst möbliert im Hotel Schützenhof, wo bereits mit
einfachsten Mitteln die Produktion aufgenommen wurde. Die drei
Compagnons stellten zunächst Schmuck her aus den im Müll und Abfall
vorgefundenen Kriegsmaterialien wie Kupferstücke, Patronenhülsen u.s.w.
Man fertigte unter schwierigsten Umständen z. B. Kämme für die
Damenfrisur aus Kupfer.
Auf
Vermittlung des sehr um die Neuansiedlung der Gablonzer Glasfachleute
und Ihrer Industrie bemühten Bürgermeisters Heinrich Kappus erwarb
Franz Stumpe 1949 ein sumpfiges Gelände (Am Borkenberg) am Urselbach,
wo die Produktion zunächst in einer Baracke ausgeweitet werden konnte.
Nach den gemeinsamen Aufbaujahren spezialisierten sich die drei
Unternehmensgründer in ihren jeweiligen Hauptberufen und teilten das
Unternehmen. Heribert A. Anders gründete einen Werkzeug- und
Maschinenbaubetrieb in Bad Homburg v.d.H.; Othmar Preissner zog mit
seiner Gravurwerkstatt um in Räumlichkeiten an der Homburger
Landstrasse.
Mit großem
Fleiß gelang es der Familie Stumpe, die Schmuckwarenherstellung
erfolgreich
zu betreiben und auszubauen. Franz Stumpe beschäftigte bis zu 30
Arbeitnehmer; ab 1954
erfolgte ein Neubau der Wohn-, Geschäfts- und Werkstatträume am
Borkenberg.
Die
Schmuckwaren waren in aller Welt gefragt. Man belieferte Kunden in
Amsterdam, Stockholm, Paris und London und im übrigen Europa, ja sogar
in Südamerika. Auf internationalen Messen präsentierte man den Schmuck
aus Oberursel.
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Erste
Produkte nach der Währungsreform:
aus Draht gebogene Teeglashalter
(©Foto:
Oliver Rapp)
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Das Angebot war inzwischen erweitert
worden. Man hatte sich spezialisiert auf besonderen Schmuck, z.B.
Diademe für Auftritte von Bühnenkünstlern, Artisten, Zauberkünstlern
und Showstars.
Einer der letzten Kunden war der bekannte österreichische Künstler
André Heller, der den von ihm gewünschten und von Franz Stumpe
gefertigten Schmuck persönlich bei Franz Stumpe am Borkenberg in
Empfang nahm.
Das Bijouteriegeschäft (Modeschmuck) litt inzwischen infolge des
Billigpreisangebots aus Asien; viele einheimische Hersteller hatten
darunter zu leiden.
Franz Josef Stumpe jedoch war bis in hohe Alter in seinem
Unternehmen tätig.
Quellen:
Lisbeth
Gaigl, Christa Riesberg und Gudrun Ruppel, jeweils
Oberursel
sowie Margot Melin, Sollentuna, Schweden (Töchter von Franz Stumpe)
Rudolf Riesberg,
Oberursel
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(Fotos zum
Vergrößern bitte anklicken)
Wohnhaus der Familie Stumpe und
angegliederter
Gürtlereibetrieb in Luxdorf 71 um 1938
Marlène Charell mit Strass-Kollektion
von Franz Stumpe, Oberursel
Quelle Fotos:
Lisbeth Gaigl
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