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Hessenglas GmbH
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Stangenglasherstellung
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Produktübersicht
Copyright
© Fotos: O.
Rapp
Ölgemälde "Der Stangenglasmacher"
(Hessenglas-Hütte, 1956)
von Georg Hieronymi, Oberursel
Öl auf Leinwand, (Privatbesitz)
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Herstellungsprozess von
Stangenglas und Produktbeispiele
Herstellungsverfahren
Die Stangenglasproduktion, die ihre Ursprünge in Nordböhmen hatte,
gehört zu den schwierigsten Arbeiten am Ofen. An die Glasmacher werden
große Anforderungen gestellt.
Man verwendet nur große Häfen. Bei Spezialstangen kommen noch ein bis
zwei Satzel hinzu. Sie enthalten meist Farbgläser, die nur in kleinen
Mengen gebraucht werden. Jede Stangenart läßt sich mit
einer anderen Farbe neu gestalten. Bei Hessenglas wurden über 1.100
Variationen hergestellt. Im Folgenden wird die einfachste
Art der Stangenglasherstellung beschrieben.
Durch Drehen wickelt der Stangenglasmacher etwas Glas aus dem Hafen auf
sein Anfangeisen.
Dies wird anschließend auf dem sog. "Obertrog" mit dem Streicheisen und
"Wulgerholz" bearbeitet bis der Glasposten etwa eine Kugelform hat. Der
so bearbeitete erste Glasposten wird als "Schnörkel" bezeichnet.
Der Posten wird, sobald er genügend abgekühlt ist, erneut mit Glas
überstochen. Der ganze Ablauf wiederholt sich bei normalem Glas
ungefähr zwei bis drei mal.
Das Gewicht des Glaspostens beträgt ca. 10 kg, in früheren Zeiten sogar
12 bis 14 kg. Vor dem Ziehen wird das Glas mit Hilfe des Wulgerholzes
zu einer birnenartigen Form gearbeitet. Anschließend zieht der
Glasmacher mit dem Zwackeisen eine kleine Spitze aus dem vorderen Ende
des Postens heraus.
Der vordere Teil dieser Spitze muß wieder entfernt werden. Sie würde zu
schnell abkühlen. Beim Ziehen besteht daher die Möglichkeit, dass der
Zug zerreißen könnte. Der Glasmacher schlägt sie deshalb ab. Durch das
Überstechen ist das Glas ungleichmäßig warm und besonders in den
Randzonen zu kalt geworden. Durch Schwenken und Drehen des Glaspostens
im Ofen wird dem Glas die für den Ziehvorgang notwendige Temperatur
verliehen, wobei sich die Gestalt des Postens nicht wesentlich ändern
darf.
Diese durchgewärmte Masse läßt der Glasmacher etwas ablaufen und
schleudert sie dann aus.
Ausschleudern des Glaspostens
Der Glaszieher faßt nun mit einer Schere den Glasposten an der kleinen
ausgezogenen Spitze.
Nun beginnt das Ziehen der Glasstange. Beide Glasmacher entfernen sich
langsam voneinander. Damit die Stange einen gleichmäßigen Durchmesser
bekommt, hebt und senkt der Glasmacher das Anfangeisen. Um die Stange
schneller erstarren zu lassen, damit sie nicht zu dünn wird und ihren
gewünschten Durchmesser beibehält, kühlt ein dritter Glasmacher mittels
eines Luftgebläses die Stange. Früher wurde dazu ein Fächer verwendet. Der Zieher musste "springen", man nannte
ihn auch "den Springer";
später bekam er ein Fahrrad für besonders dünnes und lang gezogenes
Glas. Damit das Glas nicht vorzeitig erkaltete
mußte das Ziehen der "Stengl" schnell und gleichmäßig erfolgen. Hierzu
wurden an frühen Glashütten sog. "Laufgänge" aus Holz angebaut.
Ist nun die Stange gleichmäßig ausgezogen, wird sie auf die Ziehbahn
gelegt. Die Ziehbahn besteht aus einem ungefähr 30 cm, hohen
Eisengestell. Asbestplatten, verhinderten ein rasches Abkühlen und
Beschädigungen der Stange an der Oberfläche.
Das Anfangeisen und die Schere werden danach von der Stange
abgeschlagen. Noch vorhandene Krümmungen werden durch Ausrollen der
Stange beseitigt. Die langgezogene Stangen, die einen Durchmesser von
ca. 25 bis 30 mm hatten und je nach Glassorte 5 bis 8 m lang waren
wurden in kürzere Teile von 1,2 m zerschlagen. Auf einer langen
Schaufel wurden die Glasstangen in den Kühlofen geschoben. Durch
längeres Abkühlen, entweder im Bandkühlofen (2 bis 2,5 Stunden) oder im
historischen Kammerkühlofen (ca. 12 Stunden) werden die Stangen
entspannt. Die Leistung einer Stangenglaswerkstatt lag bei ca. 400
kg/Tag für einfache Stangen. Dies verringerte sich bei Spezialstangen
aufgrund der komplexeren Fertigung auf ca 300 kg/Tag. Für den Versand
wurden die Stangen in Bündel zu 20 kg verpackt.
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Produktbeispiele
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Halbfertigprodukt
Stangenglas
Kleine Auswahl an Stangenglasarten der
Hessenglas GmbH
Beispiele für gedrückte Lüsterbehänge
aus Stangenglas
Lüsterbehang aus Stangenglas
Lüster der
Barockkirche St. Cäcilia in Saffig,
Hersteller: Palme & Walter KG, Groß-Umstadt,
ursprünglich Geschenk der Hessenglas GmbH
an die katholische Pfarrei St. Ursula in Oberursel
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Quelle: Dönch, Udo: "Das Stangenglas und seine
Weiterverarbeitung", Zwiesel 1972
(Sohn von
Christa und Günter Dönch, Enkel von Dir.
Otto Fischer)
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